Manchmal bringt die richtige Frage die Wende
Donnerstag, 8.30Uhr. Die 5a tief im Lernpfad zum Braunkohletagebau Garzweiler. Ausstieg nicht in Sicht. Zwischen Streik und Aktionismus ist alles dabei. Was tun?
Ich entscheide die SchülerInnen dort abzuholen, wo sie in der Grube sitzen. Breakouträume sollen helfen durch die Frage: „Und, bei welcher Station bist du gerade?“. Tun sie aber nicht. Im Gegenteil: Ich klicke mich eine Stunde lang von Raum zu Raum, bekomme einsilbige Antworten und sehe tief in den Abgrund. Am Ende sind die SchülerInnen noch gelangweilter, ich bin frustriert und voller Zweifel. Waren die Aufgaben doch zu schwer? Ist es zu viel? Warum reden die nicht mit mir?
Montag, 22.30Uhr. Gleicher Tagebau, andere Klasse. So darf das morgen nicht noch einmal ablaufen. Neue Energien müssen her, formatives Feedback, Prozessorientierung. Ganz ehrlich!? Ich habe das leider nicht gelernt und sehe mich manchmal überfordert. Habe mich schon durch Schichten der Plattform IQES gewühlt und hilfreiches Material gefunden, aber die Halde ist groß. Und eigentlich brauche ich doch nur ein paar aktivierende Impulse.
Ganz tief unten finde ich in meinem Schrank die 140 Fragekarten „Lernen reflektieren“ von Caroline Thiefentaler. Schnell ein paar davon nach NERDL kopiert: „Wie bist du mit deiner Kraft bei diesem Lernpfad umgegangen?“, „Welche drei kleinen Schritte willst du heute machen?“ und „Schreibe einen motivierenden Satz für dich auf!“.
Dienstag, 8.30Uhr. Alexander und Ben erzählen von ihrer Angst vor Fehlern. Bendt und Malte merken, dass sie sich gegenseitig super helfen können. Linn will jetzt lieber ohne Lilly, weil die beiden sich sonst verquatschen. Amelie motiviert sich mit „Augen zu und durch!“, Funda sagt „Erfolg hat drei Buchstaben: T-U-N!“ Manchmal ist eine Wende einfacher als gedacht.
Bei Interesse an den Fragenkarten, schaut mal bei Kopano in meine Mail vom 3. November 2020.